Plötzlich bleiben wir stehen. Vor uns liegen jede Menge Felsbrocken, etwa so groß wie diese Sitzbälle aus dem Büro. Doch erst ist da dieses große Gatter, natürlich verschlossen. Alles deutet darauf hin, dass die Fahrt mit dem Defender nun zu Ende ist.

Pietro steigt aus und löst die Kette, mit der das Gatter an einem Holzpflock befestigt ist. „Ist nur, damit die Tiere nicht abhauen“, murmelt er auf Italienisch und lässt sich grinsend auf den Fahrersitz in seinem Land Rover fallen.

Die Fahrt geht weiter.

So als halbwegs sportlicher Mensch, wie ich es bin, dürfte man es schaffen, mit einiger Anstrengung über diese Felsbrocken zu klettern. Zu Fuß natürlich. Unser Fahrer Pietro hat seine eigene Auffassung von Fortbewegung und fährt diese Felsbrocken mit dem Wagen hinauf.

Ich staune und schaue auf die Sibillinischen Berge und in die weite, grüne Landschaft des Nationalparks Monti Sibillini – dort, wo in der vergangenen Zeit immer wieder einmal die Erde bebte.

Diese Offroad-Tour werde ich garantiert nie wieder vergessen. Wahnsinn.

Solche Wege sind wir gefahren:

Diese Tour wird nicht offiziell angeboten. Ihr könnt die Tour (und viele, viele andere) bei Pietro und Ulla (sie ist Deutsche) exklusiv hier anfragen. Kosten für die Offroad-Tour: rund 150 Euro.

Wir verlassen das magische Sibillini-Gebirge. Auf unserer Weiterfahrt passieren wir die engen Gassen von Montefortini, eines der Örtchen, das vom Erdbeben besonders getroffen wurde.

Pietro hat bis vor kurzem hier gelebt. Seit dem Erdbeben im vergangenen Jahr musste er schweren Herzen sein Haus verlassen.

Immer wieder bebte die Erde,

immer wieder.

Noch immer sind Zigtausende von Menschen obdachlos.

Die Landschaft hier ist bezaubernd schön.

Der Schmerz aber bleibt.

Ascoli Piceno

Ascoli Piceno müsst ihr gesehen haben. Auf der Piazza Arringo könnt ihr umringt von prächtigen Gebäuden – der Kathedrale, der Diözese – herrlich Kaffee trinken und Leute gucken. Mittwochs ist Wochenmarkt.

Ein paar Schritte weiter ist die Piazza des Popolo, ein zweiter wunderschöner Platz mit Säulengängen und mittelalterlichen Gebäuden. Im Jugendstil-Cafe Meletti gibt’s den legendären Anisschnaps – megalecker!

Die Piazza des Popolo in Ascoli Peceno, hinten rechts das Cafe Meletti

Fermo

Falls ihr die Möglichkeit habt – fahrt unbedingt donnerstags abends nach Fermo – ein sehr malerischer Hügelort.

Am Donnerstag im Juli und August (sonst ist der Markt hier samstags) erstrahlt die Piazza del Popolo in einem ganz besonderen Licht, auf dem Markt reiht sich ein Stand an den nächsten, aus den Boxen ertönt klassische Musik. Eine bezaubernde Atmosphäre, die man erlebt haben muss.

Später geht’s zum Dinner ins Locanda San Rocco, direkt an der Piazza mit tollem Blick auf das Markttreiben.

Offida

Wir fahren weiter nach Offida, wie Fermo hoch auf einem Hügel gelegen. Ein pittoresker, kleiner Ort – gehört offiziell zur Vereinigung „Die schönsten Orte Italiens“. Nicht übertrieben.

Die Kirche Santa Maria della Rocca war mal eine Burg der Langobarden, später Abtei. So schlicht wie faszinierend ist diese Kirche - außen wie innen.

Wenn ihr einmal um sie herumgeht, werdet ihr mit einem fantastischen Ausblick hoch oben auf dem Hügel belohnt.

Das barocke Theater Serpente Aureo in Offida aus dem 9. Jahrhundert ist so unglaublich schön, dass ihr es euch auch anschauen solltet, wenn keine Veranstaltung ansteht. Euch erwartet knarzendes Parkett, 50 Logen auf drei Rängen, der Originalvorhang, Fresko an der Gewölbedecke. Megaschön!

Den Abend in Offida lassen wir bei einer schönen Weinprobe im Ciu Ciu ausklingen. Mein Favorit waren die Rotweine – San Carro, Oppidum und Esperanto – aber auch die Weißweine hier können sich so was von sehen lassen. Unbedingt probieren!

Übernachten und Essen

In Ortezzano ist das Agriturismo Vecchio Gelso - hier könnt ihr ganz toll und zu guten Preisen übernachten und megalecker essen. Immer wieder mal wird der große Pizza-Steinofen im Garten angeheizt und die Gäste backen und essen gemeinsam Pizza – zum Abschluss natürlich die geniale Nutella-Pizza, in die ich mich blitzverliebt habe.

Wir durften in der Küche bei der Produktion der Ascolanischen Oliven dabei sein. Eine Spezialität, die gibt's sonst in den italienischen Marken nur im Feinkostladen und an hohen Feiertagen. Wir durften dabei zusehen, wie Koch Giovanni und seine Leute die Oliven herstellen. Für die ascolanischen Oliven werden grüne Oliven in Salzlake mit einer weichen Mischung aus Fleisch gefüllt (hier geht’s zum kompletten Rezept). Die feinen Oliven gibt's vermutlich seit dem Jahr 1800, ihren Namen verdanken sie der Stadt Ascoli Piceno.

Ein Agriturismo ist kein Hotel im engeren Sinn, sondern ein privat betriebener Bauernhof – hier wird gekocht, auch für externe Gäste, und in manchen kann auch übernachtet werden – so wie hier im Vecchio Gelso. Und einen Pool gibt’s auch. Chef Simone ist supernett, absolute Empfehlung!

Alternativ könnt ihr nach Colli del Tronto in die Villa Picena – ein stattliches Herrenhaus aus dem Jahr 1860 mit schönem Garten. Tolles Essen.

Zum Baden fahrt ihr am besten nach Cupra Marittima – da könnt ihr euch für ein paar Euro Liegen und Sonnenschirm bei den Chalets, den Fischrestaurants, mieten oder ihr geht einfach zu den freien Strandabschnitten. Der Strand ist sauber und ihr könnt weit ins Meer, bevor es tief wird.

Cupra Marittima - Blick von der Altstadt Richtung Beach

Anreise

Von Frankfurt-Hahn und Düsseldorf fliegt Ryanair den Aeroporto d'Abruzzo in Pescara an – etwa eine Autostunde von den südlichen Marken entfernt. So kommt ihr günstig an einen Flug. Aufgrund der Lage empfehle ich euch unbedingt einen Mietwagen – hier meine Tipps dafür.

Meine weiteren Tipps für Italien:

Meine 5 Gründe, Venedig zu besuchen

Mailand

Bergamo (bei Mailand)

Pesaro (direkt an der Adria, in den nördlichen Marken)

Sizilien – Karibik im Mittelmeer

Meine Reise in die Marken vor ein paar Jahren

In Kooperation mit Unbekanntes Italien UHK Spezialreisen, Cupra Marittima (AP).

0 Kommentare zu Darum sollte eure nächste Italien-Reise in die Marken gehen. Ein Mini-Reiseführer

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