Italien ist wunderbar (das hatten wir ja schon). Und jetzt war ich das erste Mal in Venedig. Und total begeistert - so viel Wasser, so viel Kunst, so viel zu sehen. Wir hatten nur zwei Tage dort, sind unglaublich viel herumgelaufen. Sehr. Heiß. War's. Am ersten Abend gab's ein kurzes, aber heftiges Unwetter. Der Markusplatz stand unter Wasser - und die Leute tanzten im Regen und in den Pfützen.

Venedig ist übrigens gar nicht sehr groß - mit 260.000 Einwohnern kleiner als Wiesbaden. Und dann so unglaublich viele Touristen. In den engen Gassen drängt man dicht an dicht aneinander vorbei. Inder, Chinesen, Amerikaner - nach Venedig will jeder! Und trotzdem geht Venedig auch einigermaßen entspannt. Finde ich. Ich habe fünf Argumente, die für ein entspanntes Venedig sprechen:

Erstens: In Venedig wird man nicht vom Auto angefahren

Wart ihr jemals in einem Ort, in dem keine Autos fahren? Ob Taxi- oder das öffentliche Verkehrsnetz (das krass kompliziert ist, wie ich übrigens finde ...), hier spielt sich alles auf dem Wasser ab. Was erst ganz schön gewöhnungsbedürftig war. Unser Auto haben wir auch auf dem Festland geparkt und sind dann mit dem Boot angekommen. Vom Festland ist Venedig nur mit dem Boot oder Zug erreichbar. Aber mit dem Boot ist cooler! Und so ging es dann auch die ganze Zeit weiter: Wenn wir über den Canale Grande mussten, die nächste Brücke in der verwinkelten Stadt aber weit entfernt war und keine Boote mehr auf die andere Seite des Kanals fuhren (nach 18 Uhr). Eine Fahrt auf die andere Seite kostet übrigens 2 Euro, eine halbe Stunde Privat-Gondoliere 80 Euro.

Taxi, Taxiiiii!

Zweitens: Städte am Wasser finde ich einfach nur gut

Kaffee trinken mit einer tollen Aussicht aufs Meer. Essen direkt an einem Canale. Venedig ist gut für die Seele. Und dazu: bunt, historisch, cool zum Leutegucken (die Touris mit Sandalen und weißen Socken ebenso wie hippe Studentengruppen), mondän und gleichzeitig etwas abgeranzt, laut und hektisch einerseits, malerisch und vornehm andererseits.

Manchmal zuviel Wasser.

Drittens: In Venedig kann man sehr gut essen

In vielen Restaurants wird das „menu turistico“ angeboten, um das wir einen großen Bogen gemacht haben. Bei dem Menü handelt es sich meist um ein 3-Gang-Menü mit Antipasti, Pasta und Fleisch oder Fisch, mit rund 30 Euro pro Person meiner Meinung nach viel zu teuer und meist nicht gut - hier sollen Touristenmassen sattgemacht werden. Man muss in Venedig, anders als in anderen Städten, genauer hinschauen und sich informieren, wenn man gut essen möchte. Venedig ist klein und dementsprechend begrenzt ist die Auswahl. Allerdings 150 Meter von der berühmten Rialto-Brücke entfernt waren wir in der Trattoria alla Madonna, die in einer kleinen, dunklen Gasse liegt. Nicht abschrecken lassen von Läden, die in kleinen Gassen liegen und nicht an berühmten Hot Spots, denn hier lohnt es sich wirklich: Hier essen auch viele Einheimische! Es gibt beispielsweise Tintenfisch mit Polenta - ein venezianisches Fischgericht (ca. 15 Euro für jedes Hauptgericht). Der Laden ist außerdem mit dem „Bib Gourmand“ ausgezeichnet (das habe ich hier näher erklärt).

Wir sind natürlich in Italien - und das bedeutet: es gibt ÜBERALL leckeren und günstigen Kaffee. Nur sollte man den nicht unbedingt mitten auf dem Markusplatz trinken - da kostet der Cappuccino nämlich 15 Euro (pro Tasse). In den kleinen Seitengassen gleich um die Ecke fanden wir jede Menge Cafes und Bars, in den der Kaffee ca. 1 Euro kostete. Natürlich nicht mit der Aussicht auf den Markusplatz. Aber gut, das kann ja jeder für sich selbst entscheiden. :-) Wir haben übrigens coole Kellner getroffen, die unglaublich nett waren und uns gute Preise gemacht haben (2,50 Euro für einen Longdrink). Italienisch reden hilft weiter. Englisch reden hier fast alle Touristen.

Viertens: Tolle Hotels

Es gibt über fünfzig Design- und Boutiquehotels in dieser Stadt! In einem ganz besonderen durften wir die Nacht verbringen.

Fünftens: Kunst, Kunst, Kunst

Hier in Venedig ist die wichtigste europäische Kunstausstellung Biennale (inklusive der Filmfestspiele) alle zwei Jahre (2015 wieder). Und auch erzählt Venedig als DIE Kunststadt ever an jeder Ecke eine jahrhundertealte Geschichte. Ganz toll fanden wir die vielen prächtigen Paläste (palazzis), in denen teilweise auch öffentliche Ausstellungen stattfinden. Empfehlen kann ich euch auf jeden Fall die Ausstellung des Istituto Europeo di Design im Palazzo Franchetti:

Ai Weiwei: 1,179 bicycles. Keine optische Täuschung.

Venedig hat übrigens mehr als 160 Kirchen (hier die Kirche Santa Maria della Salute) …

Achtung, ältere Frauen (scheinbar gebrechlich) versuchen hin und wieder „Eintritt“ für die Kirchen zu kassieren, obwohl der Eintritt offiziell kostenfrei ist. Nicht abzocken lassen. :-)

Da in der Hauptsaison Venedig sehr überlaufen ist, empfehle ich einen Besuch zwischen November und März (ausgenommen Weihnachten und Ostern). Im Februar ist Karneval – aber da seid ihr sowieso alle in Mainz, right?

Foto: Sarah Kern

Szeneviertel Nähe Rialto-Brücke
Markusplatz

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