Ach schön, Lokführerstreiks am Abflugtag. War ja klar. Egal, notfalls trampe ich halt zum Frankfurter Flughafen. Hauptsache, die Reise geht klar. Aber alles gut, der Zug ist sogar pünktlich. Fliegen nach Santorini, das geht mit unterschiedlichen Airlines. Allerdings mit keiner nonstop aus Deutschland. Die meisten machen Halt in Athen, dort hat man dann allerdings rund zehn Stunden Aufenthalt, bis es weiter nach Thira, Santorinis Hauptinsel, geht. Oder aber man nimmt die österreichische AirBerlin-Tochter Niki mit Stopp in Wien und von dort geht’s gleich weiter nach Santorini. Die Niki-Flieger sehen von außen aus wie Autoscooter – aber keine Panik, drinnen geht die Kirmes nicht weiter. Im Gegenteil: das Bordpersonal ist durchaus nett anzusehen. Und Fliegen mit Niki hat ansonsten den angenehmen Nebeneffekt, dass es echt schlimmere Flughäfen zum Umsteigen als den schicken in Wien gibt. Und dann hatte ich auch noch das große Glück, am Notausgang mit ordentlich Platz zu sitzen. Love u, Niki. God bless Austria!

Nach Ankunft im Flughafengebäude in Santorini sollte man recht schnell das Gepäck vom Gepäckband pflücken. Vielleicht hilft ja dieser Trick. Denn es gibt nur wenige Taxen auf der Insel, die mit siebzig Quadratkilometern Fläche (Hauptinsel) gerade mal halb so groß wie Kaiserslautern ist. Tut mir Leid, habe keine bessere Stadt für den Vergleich gefunden. Bei den Taxen geht es übrigens nicht unbedingt der Reihe nach. Ich hatte den Eindruck, dass diejenigen, die am wenigsten nach Tourist aussehen, schneller ans Ziel gebracht werden. Don’t be a tourist! Ach, und es gibt kein Taxameter. Verhandeln ist alles.

Die Saison auf Santorini geht von März bis Ende Oktober – im Winter ist die Insel wie ausgestorben. Heißt: die Randzeiten im März und Oktober sind recht günstig und nicht überfüllt (mit ca. 25 Grad trotzdem schön warm, sehr zu empfehlen), im Juli und August wird es voll, heiß und teuer. Die Insel ist überschaubar: Die Hauptstadt Fira hat gerade einmal 2.100 Einwohner, die ganze Insel 17.000. Viele Saisonarbeiter sind am Start, die meisten sind vom griechischen Festland. Und was die Reisenden hier angeht: ganz offensichtlich haben viele Japaner Santorini für sich entdeckt.

Das Leben auf Santorini ist wundervoll. Man kann den ganzen Tag aufs Meer schauen (wird echt nicht langweilig), die unendlich vielen Stufen in den Orten hoch- oder runterlaufen (es gibt in den Orten kaum Straßennamen, weil es nur Treppenstufen gibt, aber man findet nach einem halben Tag alles), man kann sich in Fira alternativ mit der Seilbahn oder den Mauleseln transportieren lassen (eines von beiden ist nicht unbedingt in Skinny Jeans zu empfehlen … LACHT NICHT!), man kann geschichtliche Museen besuchen, Wassersport machen oder einfach die Insel zu Fuß erkunden (weil sie so klein ist) oder mit Quad oder klassisch mit Mietwagen (hier meine Tipps für eine günstige Buchung).

Die Hauptstadt Fira oder der kleinere Ort Oia im Norden: ein Traum in weiß. Mit blauen Dächern. Wie im Bilderbuch. Die Hotels: keine Ketten. Dafür mehrere Dutzend Design- und Boutiquehotels. Fast alle am Kraterrand der Vulkaninsel – bedeutet: mit unendlich schönem Meerblick. Viele Hotels haben erfreulicherweise gerade mal eine Handvoll Zimmer (wenn überhaupt). Vom Bett aufs Meer schauen und frühstücken auf der eigenen Terrasse … Balsam für die Seele.

Hoteltipps? Gerne doch. Gibt es hier und da!

Was Essen und Trinken angeht, bin ich extremstens begeistert. Während man bei vielen griechischen Restaurants in Deutschland den Eindruck hat, dass sie in Sachen innovativem Essen und Interieur im Jahr 1983 stehengeblieben sind, gibt es hier feine griechische Küche in allen Preisklassen. Eine Falafel-Pita für gerade einmal zwei Euro nochwas im Luckys in Fira, in dem ich am Abflugtag übrigens eine wunderbare Geschichte erlebt habe: Das Bargeld war bis auf den letzten Cent ausgegeben. Geldautomat außer Reichweite. Letze Hoffnung: Kartenzahlung. Diese Hoffnung hat Inhaber Lucky (im Bild unten der in der Mitte) zerstört, immerhin extrem charmant. Nebenan, vor einem großen Glas Alfa, dem leckeren griechischen Bier, sitzt Gus aus Chicago. Der konnte dem Charme der Freundin mal so gar nicht widerstehen und lädt uns spontan auf eine Runde Pita ein. Danke, Gus (im Bild links)!

Foto: Sarah Kern

Leckeren Fisch frisch aus dem Meer plus Hammer-Sonnenuntergang bekommt man in der Taverna Katina in Amoudi Bay bei Oia. Gute Küche zu vernünftigen Preisen gibt's in Fira im Naoussa. Ein Muss: „fava“, eine santorinische Spezialität aus gelbem Erbsenpüree, Zwiebeln, Olivenöl und Zitronensaft. Und Wein! Wein muss man auf Santorini probieren! Als Dessert sollte man auf Santorini Chalvas (auch Halva genannt) bestellen – wie Marzipankugeln, aber mit Gries gemacht (sehr lecker!) oder Baklava (mit Honig und Zimt, anders als beim Türken). Wenn es ein ganz besonderes Restaurant sein darf, ist das Selene in Fira die erste Adresse auf Santorini. Grandiose Küche. Nicht unbedingt günstig. Aber ein Erlebnis in jeder Hinsicht. Und ein Wort noch zum griechischen Mokka: bei der Bestellung wird bereits angegeben, wie süß er sein soll (gar nicht/mittel/viel Zucker), weil der Zucker schon beim Aufbrühen reinkommt. Ist in jedem Fall schön stark. Jamas!

Noch mehr Fotos gibt es hier.

Mehr Infos über Santorini findet ihr hier.

0 Kommentare zu Santorini: so schön, dass es fast weh tut

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