Fette Nebelschwaden ziehen über die steilen, leuchtend grünen Weinberge. Die weißen Nebelschleier kitzeln sanft das Moselwasser. Was sich hier gerade vor unseren Augen abspielt, könnte auch ein teurer Special-Filmeffekt sein. Aber alles ist real. Und das gerade mal 100 Kilometer von unserem Wohnort Mainz entfernt. Wir stehen auf dem höchsten Turm von Burg Landshut in Bernkastel-Kues – nur eine Station unseres genialen Wein-Wochenendes.

Hier sind unsere Highlights an der Mittelmosel, die ihr nicht verpassen solltet.

Longuich

Der italienische Architekt Matteo Thun hatte schon viele Projekte: das P1 in München hat er eingerichtet, das Design für Bulgari-Uhren entworfen – was viele nicht wissen: auch an der Mosel hat der Mailänder sich ausgetobt und auf dem Weinkulturgut Longen-Schlöder im kleinen Longuich (ausgesprochen ohne „u“) Winzerhäuschen aus Schiefer und Holz entworfen. Früher waren Winzerhäuschen einfache Hütten, in denen die Winzer lebten. Die Häuschen hier sind stylisch – und: ihr könnt sie einfach buchen (und fragt auch unbedingt eine Weinprobe an – vor allem der 2015er Riesling "Der Moderne" ist der Hammer). Zu den Häuschen gehört übrigens ein eigener Garten und ein fetter Blick ins Grüne.

Die Stimmung abends beim Sonnenuntergang mit einem Glas Winzersekt direkt vom Weingut: unbeschreiblich.

Piesport

Frisch gestärkt vom feinen Frühstück im Weingut Longen-Schlöder geht’s am nächsten Tag von Longuich nach Piesport. Haltet auf dem Weg gerne mal in Klüsserath an und probiert euch durch die Weine im Weingut Regnery durch – vor allem den Riesling Kabinett, den Riesling Alte Reben und das Große Gewächs gehören hier zum absoluten Pflichtprogramm. Und auch die Spätburgunder sind ein Träumchen - der 2015er Bestes Fuder und der 2015er Im Barrique gereift. Testen!

Weingut Regnery

OK, selbst fahren ist dann natürlich blöd. Wenn ihr’s besonders einfach und stilvoll haben wollt: bucht einen privaten Trip über Slowmosel! Tillmann Otto bringt euch überall sicher hin, fährt auch durch die kleinsten Gässchen und macht euch tausend Vorschläge, wo es als nächstes hingehen könnte – ihr braucht euch nur etwas auszusuchen. Macht super Spaß, mit Till durch die Gegend zu fahren und die besten Ecken an der Mosel kennenzulernen - zum Beispiel dieses Weingut mit dieser Aussicht:

In Piesport ist die Welt in Ordnung. Wir sind bei Peter Lehnert vom Weingut Lehnert-Veit zu Gast.

Wir verweilen im üppigen Garten, Springbrunnenidylle, das Moselufer nur wenige Meter entfernt. So lässt es sich leben.

Peter Lehnert holt ein paar Flaschen aus den Kühlschränken und zeigt uns seine Weine. Eine schöne Weinprobe: erst ein 2016er Kies und 2016er Grauschiefer, beides trockene Rieslinge. Dann ein Großer Herrgott (der Name!), ebenfalls ein 2016er Riesling und ein 2015er Goldtröpfchen Großes Gewächs. Edle Tröpfchen. Als krönenden Abschluss gibt’s den 2016er Riesling Goldtröpfchen als Kabinett, Spät- und Auslese – etwas Süßes mit ganz viel Style zum Dessert. Ich erspare euch hier wie immer die Weinanalyse, probiert die Weine unbedingt selbst aus – es lohnt sich.

„Einen Trockenen trinkst du hiernach heute garantiert nicht mehr“, meint Peter zu mir.

Er sollte recht behalten.

Bild: Tillmann Otto

Bild: Tillmann Otto

Mülheim

Till bringt uns nach Mülheim zum Weinromantikhotel Richtershof. Der Richtershof hat’s uns gleich angetan, ein Mega-Hotel inmitten einer wunderbaren Parkanlage, alte Gebäude aus der Barock- und Gründerzeit und Jugendstil. Wir nehmen erst einen Aperitif im Garten und fühlen uns wie bei Monet. Monet - gerade müssen wir an unsere wundervolle Tour durch die Normandie denken – dort kommt der französische Maler schließlich her (hier geht’s zu unserem Normandie-Reisebericht mit vielen Bildern).

Die Zimmer im Richtershof sind ultragemütlich. Wir machen uns frisch und sind schon voller Vorfreude auf das Dinner im Culinarium R 2.0 – eines der allerbesten Restaurants in der Gegend.

Das Menü kann man sich hier selbst zusammenstellen, inklusiver schöner Weinbegleitung. Alleine mein Hauptgericht – Maishähnchen in Gemüseöl gegart, Zitronengrasschaum, sautiertes Frühlingsgemüse, Venere Reise – so zart, dass es fast im Mund schmilzt. Dazu gibt’s einen 2014er Ürziger Würzgarten Riesling Spätlese feinherb vom Weingut Mönchhof in Ürzig – auch da kommen schöne Erinnerungen hoch, in Ürzig waren wir ja vor gar nicht allzu langer Zeit – hier geht’s zum Reisebericht.

Der Weinkeller im Richtershof

Lieser

Manchmal kommt man in ein Weingut und es ist so, als ob man in ein Weingut gehen würde.

Manchmal kommt man in ein Weingut und es ist so, als ob man einen guten Freund besuchen würde.

Wir sind in Lieser, in der Vinothek Pauly. Nicht zu übersehen, ein stylischer Bau, davor ein Lavendelmeer, innen skandinavischer Schick.

Wir probieren 2016er Riesling Generations und 2015er Riesling KABInett. Beide feinherb, beide einfach lecker und unkompliziert.

Axel Pauly erklärt uns das Etikett. Es stellt die Mosellandschaft da, dreht man aber die Flasche um 90 Grad nach links, sieht man die Profile seines Großvaters, seines Vaters und sein eigenes. Schöne Marketing-Idee.

Wir quatschen über Gott und die Welt und spontan erklärt sich Axel dazu bereit, uns ein bisschen was in Bernkastel zu zeigen. Nice!

Bernkastel-Kues

Wir starten unsere Tour mit Axel in Bernkastel mit einem Aufstieg zur Burg Landshut, hoch über der Altstadt. Der Zeitpunkt ist günstig wie nie. Diese Burg wurde im 10. Jahrhundert erbaut und war lange DAS Vorzeigeobjekt in der ganzen Gegend. Durch Gier und Hass ist die Burg im 17. Jahrhundert komplett verwüstet worden und war nun über 300 Jahre lang eine Ruine. Jetzt hat sich was getan. Die Burg wird aufwändig saniert, gerade ist ein schickes Restaurant eingezogen – Eröffnung noch im Juli 2017. Die Aussicht von hier ist unbeschreiblich.

Wir machen uns wieder auf in die Altstadt, beseelt vom grandiosen Ausblick.

Direkt an der Mosel gibt’s das Café K im Stadtpalais. Sandsteinbalustraden und dicke Säulen – einen Kaffee solltet ihr hier unbedingt einplanen.

Wer in Bernkastel stylisch übernachten möchte, der sollte ins Burgblick-Hotel. Das Hotelrestaurant ist eine ehemalige Metzgerei:

Die gemütliche Bar im Burgblick-Hotel

Das Cafe K

Traben-Trarbach

Unsere letzte Mittelmosel-Location ist Traben-Trarbach. Wir sind im Moselschlösschen mit den Hoteldirektoren Jeannette Burbach und Matthias Ganter verabredet.

Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen. Dieses Haus, das zusammen mit dem benachbarten Jugendstil-Hotel Bellevue von Ganter geführt wird, ist eines der ganz wenigen, in denen keine professionelle Freundlichkeit herrscht (was im Übrigen absolut OK ist) – nein, hier meinen es die Menschen, die hier wirken, wirklich ernst mit euch.

Wir haben den Eindruck, die Menschen, die hier arbeiten, würden es, ohne lange zu überlegen, auch ohne Bezahlung tun. Selten in einem Hotel eine solch ehrliche gute Laune erlebt. Vom Design, den Suiten und dem Essen ganz zu schweigen. Dieses Hotel ist eine Perle. Großes Congrats!

Die Suite im Moselschlösschen

Wir lassen es uns beim Essen mit einem feinen 2016er Domprobst Riesling Kabinett vom Weingut Willi Schaefer und einem tollen 2014er Wolfer Goldgrube Riesling Kabinett vom Weingut Vollenweider gutgehen, um anschließend mit Matthias Ganter und seinem Amphicar (Amphibienfahrzeug – halb Auto, halb Boot) über die Mosel zu schippern.

Ein wunderbares Wein-Wochenende an der Mittelmosel geht nun leider zu Ende.

Die komplette Tour von Travel-Buddy und Partner in crime Sarah und mir könnt ihr übrigens auch bei Instagram unter dem Hashtag: #welovemoselwine verfolgen.

Noch mehr Highlights an der Mittelmosel für euch:

Hotel Zeltinger Hof in Zeltingen: tolle Weine

Weingut Markus Molitor, Klosterberg bei Kloster Machern: preisgekrönte Vinothek

Buddha-Museum in Traben-Trarbach

Moseltherme in Bad Wildstein: die einzige Thermalquelle an der Mosel

In Kooperation mit Moselwein e. V., Trier.

0 Kommentare zu Wohnen wie in Mailand, ein Amphicar-Trip und meeega Riesling-Weine: das geht an der Mittelmosel

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