„Okay, du bekommst meine Wohnung, mein Smartphone und mein heißgeliebtes Marzipancroissant. Ist sogar noch warm. Hauptsache, ich kann deine Toilette nutzen.“

So arg dringend ist es nicht immer, thank God.

Aber da ich letztens mit einem Kumpel zwischen all den Frauen-, Bizeps- und Karrieregesprächen eine heiße Diskussion rund um die Toilette hatte (wir lassen KEIN Thema aus, fragt mich bitte nicht, wie wir darauf gekommen sind), dachte ich, ich steige für euch mal in die Kanalisation und recherchiere das mal von Grund auf.

Es drehte sich eigentlich alles um diese Fragen:

Es gibt doch die Faustregel „Wenn eine Gastronomie Sitzplätze hat, muss sie auch Toiletten anbieten“. Richtig?

Bis 2006 war das so. Dann kam die Föderalismusreform in Deutschland. Das heißt – ähnlich wie bei den Nichtraucherschutzgesetzen –, dass jedes Bundesland sein eigenes Ding macht. Kommt auf die Größe des Restaurants an, ob Alkohol ausgeschenkt wird usw. Die einzelnen Gesetze sind ziemlich schwammig, sodass die Gastronomen tatsächlich fast machen können, was sie wollen. Also, es muss grundsätzlich erst mal keine Toilette für Gäste geben.

Wenn es Toiletten im Restaurant gibt, müssen die für Gäste kostenlos sein?

Nein, auch das nicht. Siehe oben. Berlin, Hamburg und Rheinland-Pfalz sagen zumindest: es darf nichts kosten. Die anderen Bundesländer haben es offen gelassen. Kostenlose Toiletten bieten zwar die allermeisten an, aber wenn sich das Restaurant beispielsweise im Bahnhofsgebäude befindet, gibt es evtl. keine eigene Toilette. Das heißt, ihr müsst die Bahn-Toilette nutzen, natürlich gegen Gebühr. Und das, obwohl ihr zahlender Gast im Restaurant und im Zweifel auch Bahnkunde seid. Shit happens.

Maaaaaaaaan - gibt's da keine App?

Doch, klar. Die heißt airpnp (!), erhältlich für Apple. Das Toilettensharing ist noch nicht weit verbreitet, am (legendären) Datum 9. November 2014, an dem dieser Beitrag entstanden ist, waren gerade einmal zehn Toiletten in ganz Deutschland eingetragen.

Wenn ich in der Stadt unterwegs bin, darf ich dann eigentlich in irgendein Restaurant latschen und dort einfach die Toilette nutzen?

Das wird euch wohl kein Gastronom verweigern, könnte er/sie aber, weil die Toilette eigentlich nur für Gäste gedacht ist (wenn es denn eine gibt). Kann sein, dass ihr etwas dafür zahlen müsst – oder einfach etwas trinken, dann seid ihr schließlich Gast. Ansonsten gibt's da noch Die nette Toilette: Privatpersonen stellen gegen Bezahlung ihre Toiletten für die Öffentlichkeit zur Verfügung, wenn die Stadt oder Gemeinde zu wenige hat. Verbreitet vor allem in Baden-Württemberg. Sonst eher mau.

Was für ein Gedöns. Noch Fragen, Kienzle?

0 Kommentare zu Jedes Restaurant muss eine Toilette haben? Von wegen!

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