Reisen in Entwicklungsländer, ist das okay?
Beitrag vom 06. Februar 2015 | Von Alexander Stein
In arme und potenziell gefährliche Länder reisen? Kann man machen. Muss man aber nicht.
In den vergangenen Monaten war ich unter anderem in Spanien, Italien und Griechenland unterwegs. Ganz sicher keine exotischen Reiseziele.
Ich habe mich gefragt: was macht den Reiz aus, in Länder wie beispielsweise Myanmar, Laos oder die meisten Staaten südlich der Sahara zu reisen, in denen es den Menschen am Allernötigsten fehlt?
Nein, ich bin sicherlich nicht ängstlich. Aber in Zeiten wie diesen, die von Terror geprägt sind, reicht es schon, unbescholtener Bürger eines Staates zu sein, der sich gegen eine Terrorgruppe richtet. Zumal Organisationen wie der IS angekündigt haben, ebendiese Bürger notfalls auf der Stelle zu töten. Terror kann uns überall treffen, Angst vor Terror ist keine Lösung. Doch muss man die Gefahr zusätzlich herausfordern?
Durch Tourismus in bestimmte Länder wird nicht das Wohl der Menschen dort gestärkt, sondern die Kriminalität. In Ländern wie Kolumbien erpressen paramilitärische Streitkräfte Schutzgeld für attraktive Touristenrouten, die von den Individualreisenden entdeckt werden möchten. Meist zahlt der Guide die Zeche, der Reisende bekommt davon in den meisten Fällen nichts mit. Die arme Bevölkerung hat gar nichts von diesem Geld. Jeder Euro, der in die Hände dieser Akteure kommt, schwächt den Staat weiter.
Wer als Reisender Geld in einem Land lässt, auch in einem armen, tut den Menschen dort nichts Schlechtes. Gut, kommt sicher drauf an, ob er sein Geld auch bei kleinen einheimischen Händlern und nicht bei Ketten lässt. Wovon ich mal ausgehe. Wenn in einem Entwicklungsland touristische Strukturen aufgebaut wurden (und damit meine ich keine Touristenattraktionen, sondern lediglich Übernachtungsmöglichkeiten und Gastronomie), die Touristen aber auf einmal wieder ausbleiben – sei es durch die politische Lage oder eine Krankheit oder warum auch immer – ist das für die Menschen dort eine Katastrophe. Nachdem Reisen in die ärmsten Regionen im Südosten Afrikas als Safaritour dafür gesorgt haben, dass sich die Einheimischen auf Tourismus eingestellt haben, sorgt Ebola nun dafür, dass sich plötzlich kaum noch jemand hintraut (wenn auch zu Unrecht, zwischen Guinea und Namibia liegen immerhin fast 5.000 Kilometer).
Meiner Meinung nach die wichtigste Frage: Ist der Trip in die Ferne auf Augenhöhe mit den Einheimischen? Oder sind wir als reiche Touristen (selbst wenn wir nicht wirklich reich sind) dort nicht mehr als ein Voyeur, ein Zoobesucher, Stichwort: Slumtourismus? Vielleicht werden uns diese Einblicke aber auch dazu bringen, Demut zu zeigen, unseren Wohlstand als nicht gesetzt hinzunehmen und selbst mehr helfend als nehmend unterwegs zu sein.
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