Lieber Herr Tom Lieber Tom (ich darf doch du sagen, wir kennen uns ja schon so lange),

Italien ist spitze. Vor allem in den Marken (du weißt ja): unberührte Natur, wilde Landschaften, riesige Sonnenblumenfelder, weiße Sandstrände, supernette Menschen, wunderbares Essen … hach! Gut, die Straßen münden schnell mal in Feldwege und Feldwegchen und Feldwegchenchen (und nochmal eins kleiner, wusste gar nicht, dass es da so viele Unterscheidungen gibt). Aber nun, dafür haben wir doch dich. Von A nach B – du weißt den Weg. Nicht.

Weißte noch, vergangenen Sonntag, als wir vom Essen von diesem tollen Bio-Agriturismo kamen … erst Antipasti, drei leckere Gänge, ein Espresso … und dann der Heimweg. Zwanzig Minuten, hast du prognostiziert. Gut, nachher hat’s dann doch knapp über eine Stunde gedauert. Lag’s vielleicht an der Straßensperrung? Da hast du uns ja eine Alternative vorgeschlagen. War halt’n bisschen doof, dass unser kleines Auto am Ende breiter war als die Straße (DU sagtest Straße, ich hätte es großzügig als Feldwegchen bezeichnet). Nun denn, die Feldwegchenstraße wurde immer schmäler, das Gebüsch von links kam immer weiter nach rechts und in der Ferne blinzelten … ähm, Augen? (Mittlerweile war es stockdunkel.) Nee, es waren gleich mehrere Augenpaare, die immer näher kamen. Wilde Hunde! Dingos? Bestien! Die sich durch nichts stören ließen … die alten Tricks (abblenden, hupen) brachten nichts … die Dogs waren hartnäckig nah am Auto. Also: Rückwärtsgang – und schnell raus aus der Bestienzone. Gut, das kann ja alles mal passieren.

Am Dienstagabend, wir waren tiefenentspannt und die Hunde waren längst aus unserem Gedächtnis gestrichen, waren wir wieder auf der Fahrt nach Hause. Nach reichlich Kultur in Ascoli Piceno (dem Florenz der Marken) gab es reichlich Trouble in the Car. Die nächsten eins Komma sechs Kilometer bitte geradeausfahren. Yes, we will do it. But warum sind da plötzlich links und rechts Mauern, die immer näher kommen? Häuserwände? Häuserwände! Wir sind mitten im historischen Stadtkern von einem kleinen römischen Dorf gelandet. Platz? Links und rechts vielleicht jeweils fünf Zentimeterchen. Vorne? Vielleicht noch gut zwanzig Meter. Du sagst vierhundertfünfzig – geradeaus. Tom, du bist ein alter Freund und es fällt mir schwer, dir vor den Kopf zu stoßen … aber da ist ein big Abhang. Okay, dann nochmals Rückwärtsgang und raus – nicht ganz so zackig wie am Sonntag, war schließlich gaaaaaaanz schön eng. Mann Tom, mit dir erlebt man was.

Ich trau mich gar nicht, dich an Mittwoch zu erinnern. Da wollten wir doch zum … glaub, zum Essen. Im Zweifel zum Essen. Ja, zum Essen. Der Weg. Nicht sehr lang, aber serpentinenreich. Feldwegig. Schmal. I-N F-Ü-N-F-Z-I-G M-E-T-E-R-N L-I-N-K-S A-B-B-I-E-G-E-N quäcktest du mit deiner rostigen Stimme. Machenwa. Joa. Feldweg. Schotter. Ein Fluss. Okay, ich kann dich echt gut leiden und nenne es zu deinen Gunsten einen großen Bach. Da sollen wir nun durch? Siebenhundert Meter geradeaus sollen wir. Der Bach ist mindestens dreißig Zentimeter tief. Und mit vielen Steinen drin. Und wir haben leider keinen Traktor am Start, sondern einen Kleinwagen … nee, Tom. Ich mag nicht mehr. Jetzt ist echt gut. Fahr alleine weiter.

Dein Alex

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