Ich schließe meine Augen. Sanfte Klaviertöne, fast nicht hörbar. Schönes Wasser. Warm. Aber das Wasser ist nicht rein sonst. Irgendwas ist diesmal anders.

Bevor ich hierauf näher eingehe, geht’s jetzt in den Geburtsort des Biers, nach Pilsen. Und da sind wir gleich beim ersten Grund, der für Tschechien spricht:

Grund 1: Das Bier in Tschechien ist sensationell – kein Wunder: es wurde hier geboren!

Pilsen mit rund 170.000 Einwohnern kann man bestens zu Fuß erkunden. Auf die Stadt einstimmen könnt ihr euch im Brauereimuseum, bevor es in bei Pilsner um die Geheimnisse des perfekten Biers geht. In einer perfekt inszenierten Erlebniswelt könnt ihr erleben, wie das Bier in die Flasche kommt. Das Brauwasser wird aus einem 80 Meter tiefen Brunnen gefördert. Und die Keller sind auf einer Länge von neun Kilometern in den Fels gehauen - sehr spannend, das mal alles zu sehen. Im Anschluss an die Tour könnt ihr selbst an den Zapfhahn und in der Bierzapfschule zeigen, ob ihr auch aufgepasst habt. Keine Panik, selbst ich als Weintrinker hab’s einigermaßen hinbekommen.

Sieht definitiv professioneller aus, als es war:

Zum Essen könnt ihr in Pilsen ganz gut ins U Mansfelda oder in die Beer Factory – dass ihr hier leckeres tschechisches Bier bekommt, versteht sich von selbst.

Mein Favorit ist das IPA (India Pale Ale): ein Craft Beer, vom Geschmack her ganz schön hopfig.

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Bier in Tschechien – interessant zu wissen

Das Bier in Tschechien wird in der Karte oft mit Zahlen angegeben. Bezieht sich auf den Grad der Würze. 10 ist noch recht mild, bei 16 und mehr schmeckt’s ordentlich kräftig (und wird mit steigender Gradzahl immer alkoholhaltiger). Im Zweifel einfach durchprobieren.

Es gibt in Tschechien drei wesentliche Arten, ein Bier zu zapfen. Ein „normal gezapftes“ Bier mit Schaumkrone heißt in Tschechien „Hladinka“ – das Bier schmeckt herb und intensiv. Wenn ihr ein „Snyt“ bestellt, bekommt ihr ein Bier mit wesentlich mehr Schaum – eignet sich prima als Probierschluck. Das Bier wird durch die Schaumkrone getrunken, so kommen die malzigen Noten besonders hervor. Ein „Mliko“ („Milch“) besteht nur aus Schaum – der allerdings ist cremiger/milchiger als der sonst luftige Kronenschaum. Süßlich, malzig, mit Karamellnote.

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Geschlafen habe ich in Pilsen im Hotel U Zvonu - absolut empfehlenswert (wenn ihr euch fragt, wofür das „U“ in den Restaurant- und Hotelnamen steht: das heißt so viel wie „Bei“). Ebenfalls gut zu wissen: mit Deutsch kommt ihr in vielen Läden weiter als mit Englisch, es leben doch einige Deutschböhmen und Deutschmährer in der Tschechischen Republik.

Pilsen ist aus Deutschland gut mit dem Auto zu erreichen – oder ihr fliegt mit Czech Airlines nach Prag und reist von dort aus mit Bus oder Zug für ein paar Euro nach Pilsen weiter (rund 100 Kilometer).

Grund 2: Viele urige Hausbrauereien

… genauer gesagt über 100, sie heißen in Tschechien Minibrauereien. Teils so klein, dass nur für den Ort gebraut wird und die Etiketten sorgfältig und einzeln von Hand auf die Flaschen geklebt werden – mit einem Topf Kleister und einem Pinsel. Absolut sehenswert und genau das Gegenteil von der großen Pilsner-Brauerei.

Gebraut wird in erster Linie untergäriges Dunkles sowie Helles. Hopfen, Malz und Brauwasser gibt es in Tschechien in bester Qualität, sagen hier alle. Im 12. Jahrhundert wurde der böhmische Hopfen auf der Elbe bis nach Hamburg gebracht, erfahre ich. Die Setzlinge selbst wurden so gut behütet, dass auf ihre Ausfuhr zeitweise die Todesstrafe stand. Bierernst, diese Tschechen.

Hier eine erlesene Auswahl, wo ihr tschechische Braukunst hautnah erleben könnt – viel Spaß beim Entdecken:

Schlossbrauerei Chyse

Klosterbrauerei „Knizepi pivovar“ in Plasy und Wallfahrtskirche Mariä Verkündigung in Marianska Tynice

Hopfenmuseum Zatec

Hop & Beer Temple Zatec

Übernachtungstipp für Zatec: Zlaty Lev

Grund 3: Bierspa

Die Auflösung des Rätsels zu Beginn dieses Berichts bin ich euch noch schuldig.

Es könnte natürlich sein, dass es gar kein Wasser war, in dem ich gelegen habe, sondern – Bier! In Purkmistr gibt’s ein Bierspa – neben Malz-Packungen und Bier-Peeling kann man auch in Bier baden.

Jeder Gast bekommt seine eigene Wanne (eine Doppelwanne steht auch zur Verfügung), das Bierbad hat Badewannenwassertemperatur und wer beim Bad immer noch nicht vom Bier genug hat: es wird auch noch eines zum Trinken in der Wanne gereicht.

Ich fand’s crazy. Cheerio - und danach nicht vergessen, zu duschen! ;)

Grund 4: Architektur mit Aha-Effekt

Um zu bestaunen, wie ein riesiges Gebäude statt auf einem Fundament aus Beton auf Eichenpflöcke im Wasser gebaut ist, müsst ihr nicht nach Venedig – auch wenn das durchaus sehr reizvoll ist. Das Barockkloster Plasy ist im 12. Jahrhundert im sumpfigen Gebiet erbaut worden. Die im Wasser stehenden Pfähle sind drinnen deutlich zu sehen – sie werden jeden Tag gecheckt, denn austrocknen dürfen sie auf keinen Fall, sonst stürzt das Kloster womöglich ein.

Absolut sehenswert, das Kloster!

Grund 5: Das Festival Colours of Ostrava

Wenn ihr im Sommer nach Tschechien kommt – unbedingt einen Trip nach Ostrava nach Mähren, im Osten des Landes, einplanen.

Wenn Tausende Festival-Fans aus halb Europa im strömenden Regen vor rostigen Stahlkonstruktionen zu den Bässen von Of Monsters and Men, Kodaline und M83 tanzen, dann ist Colours of Ostrava angesagt. Auf einem ehemaligen Zechengelände im Osten von Tschechien bringt ein fettes Line-up die Menschen in Ekstase.

Das Festival habe ich im vergangenen Jahr besucht, hier meine Eindrücke.

Prag

Ich hatte noch einen kleinen Aufenthalt in Prag. Geniale Stadt, da an dem Tag aber extrem viel los war, habe ich mich einfach ins Restaurant Hergetova Cihelna gesetzt – auf die Terrasse mit bestem Blick auf Altstadt und Moldau. Sehr edel, nicht teuer, fast touristenfrei – mein Foodtip!

Ich sag mal: Tschechien, wir sehen uns bald wieder!

Herzlichen Dank an die Tschechische Zentrale für Tourismus CzechTourism, die Usti-Region, die Pilsner-Region und die Stadt Pilsen PLZEN TURISMUS für die freundliche Unterstützung!