Alex: Hi Eddy, ist Barkeeper dein Hauptjob?

Eddy: Hey Alex. Ja, ich hab mich sogar mit einer mobilen Cocktailbar und einem Cateringservice selbstständig gemacht, mich kann man buchen. Ich gebe auch Cocktailkurse. Abends bin ich im Hubert. Bartender sein, das ist 'ne Berufung – bei mir zumindest. Da muss man reinwachsen. Man kann zwar einen Kurs machen als IHK-geprüfter Barmixer, aber das ist doch alles nichts. Man bewirbt sich ja in der Branche auch nicht. Man geht in einer Bar – und wenn die Chemie stimmt und hoffentlich auch das Knowhow und man ins Team passt, dann läuft das. Oder halt über Empfehlungen.

Alex: Was ist das Geheimnis einen guten Cocktails?

Eddy: Er muss ausbalanciert sein. Es gibt eine Basisspirituose, zum Beispiel Wodka oder Rum. Dann kommt der Filler, der die Basisspirituose auflockern soll, etwa Soda oder Saft. Und der „Flavoring Part“ gibt den Twist, macht den Cocktail interessant, zum Beispiel kann das Ingwer, Brombeere oder Muskat sein. Bei einem guten Cocktail passt alles richtig zusammen, das Getränk ist „rund“.

Alex: Kann man einen Cocktail denn auch versauen?

Eddy: Definitiv. Wenn zum Beispiel zu viel von der Basisspirituose drin ist. Die Spirituose soll transportieren, nicht überdecken, das wäre schade. Oder wenn die Süß-Sauer-Balance nicht stimmt. Zu viel oder zu wenig Säure. Oder wenn man den Zucker vergisst.

Alex: Wenn man vor einer Cocktailbar steht, gibt da Anzeichen dafür, ob man in den Laden reingehen sollte oder ob der Laden einfach nix taugt?

Eddy: Wichtig zu wissen: Gute Cocktails sind nun mal teuer. Leider gibt es auch Bars, in denen schlechte Cocktails teuer sind. Man kann sich das Portfolio anschauen: Stehen gute Spirituosen in der Bar oder nur billiger Kram? Und gibt es eine Beratung? Ein guter Barkeeper forscht nach.

Foto: Hubert Bar Mainz

Alex: Bestellen die Gäste bei dir alle aus der Karte oder gibt es auch welche, die dir einfach nur Zutaten nennen oder sagen: „Lass deiner Fantasie freien Lauf“?

Eddy: Wir haben über 70 Cocktails auf 45 Seiten, da ist manch einer überfordert mit der Auswahl, da helfe ich natürlich gerne weiter. Es gibt auch eine Top-10-Karte.

Alex: Es gibt ja angesagte Cocktails und welche, die auch mal angesagt waren – vor zwanzig Jahren. Wenn man mit seinem Date Cocktails trinken geht, was sollte man bestellen, um nicht als Trottel dazustehen?

Eddy: Es gibt Klassiker, die gelten weltweit als beste Cocktails. Zum Beispiel der Bramble aus den 30er-/40er-Jahren – Gin, Zitronensaft, Zuckersirup, Brombeeren. Oder der Gin-Basil Smash – Gin, Zitronensaft, Zuckersirup, Basilikum. Martini-Cocktails gehen auch gut. Wir orientieren uns derzeit an der Prohibitionszeit in den 20er-Jahren: stark, gehaltvoll, aromatisch. Einen Whiskey Sour kann man prima bestellen – Whiskey, Zitronensaft, Zuckersirup. Oder auch sehr schön: ein „Blood and Sand“ – Whiskey, O-Saft, Wermut. Wer was ganz Besonderes möchte, bestellt einen Smokey-Drink. Um den rauchigen Geschmack zu erhalten, wird der mit feinem Holzrauch aromatisiert!

Alex: Welche Cocktails gehen gar nicht mehr?

Eddy: Die Fruchtsaft-Geschichten aus den 90ern, also Sex on the beach, Touchdown, Pina Colada. Für den Pina Colada gibt’s übrigens ne super Alternative: den Skinny Beach – Wodka, Sodawasser, Spritzer Limette. Szenegetränk in den USA und Großbritannien. Ein Kerl sollte keinen Ladykiller bestellen, das ist peinlich. Und eine Frau bitte weder Aperol Spritz noch Hugo. Langweilig.

Alex: Stattdessen?

Eddy: Tocco Rosso! Campari, Prosecco, Holunderblütensirup, Minze.

Foto: Hubert Bar Mainz

Alex: Trinken Frauen eher sahnige und süße Cocktails und Männer härteren Stoff, kann man das so sagen?

Eddy: Ach naja, da gibt’s auch viele Ausnahmen. Gibt Kerle, die Lady-Cocktails trinken und Frauen was Stärkeres. Kann man nicht allgemein sagen.

Alex: Was denkst du denn, wenn ein cooler Kerl in die Bar reinkommt und einen „Flying Cangaroo“ bestellt?

Eddy: Da muss ich schon in mich hineinschmunzeln, wenn ein Mann einen „Flying Cangagroo“ oder Hugo bestellt. Hatte mal einen Kollegen, der sagte den Kerlen dann, dass die Hoden davon schrumpfen würden!

Alex: Sag mal, isst man die Deko am Glasrand eigentlich mit?

Eddy: Never say Deko. Es heißt bei Cocktails Garnitur. Und ja, die darf man mitessen. Wäre doch schade, wenn es weggeworfen wird.

Alex: Bei Wein und Bier ist es klar, aber wird auch mit Cocktails angestoßen?

Eddy: Prinzipiell schon, wenn man maximal zu viert ist. Wenn eine größere Gruppe bestellt, werden nicht alle gleichzeitig ihren Drink bekommen. Dann dürfen diejenigen, die zuerst ihren Cocktail bekommen, schon mal trinken, bevor der Drink verwässert oder warm wird.

Alex: Welche Überraschungen erlebst du bei Bestellungen?

Eddy: Kommt immer mal wieder vor, dass jemand einen Cocktail bestellt, den ich nicht kenne. Den schlage ich dann nach. Letztens hat jemand einen „Bob Marley“ bestellt. Den kannte ich nicht. Rum, Gingerbier, Rosmarin, und Vanille kommt da rein. Was leider öfter vorkommt: Frauen, die nach zwei Cocktails kichernderweise einen „Sex on the beach mit Happy End“ bestellen. Nun ja.

Alex: Wie viele Cocktails hast du drauf?

Eddy: Würde sagen, so 250.

Alex: Und die Show beim Cocktailmixen, wie hast du das gelernt?

Eddy: Wenn man sein Handwerk geschmeidig und gewissenhaft durchführt, wird’s zur Show!

Alex: Eddy, danke dir fürs Interview. War super interessant!

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Hier geht’s zur facebook-Seite vom Hubert, hier zu meiner. Thx fürs Liken und Prost!

Das Hubert hat dienstags bis samstags ab 18 Uhr geöffnet.

Gaustraße 12, 55116 Mainz

Foto: Hubert Bar Mainz

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