Alex: Hey ihr beiden, wie kamt ihr denn auf die Idee, einfach auszusteigen?

Dirk: Wir haben es einfach getan, weil wir Lust darauf hatten. Als wir unsere Jobs hingeschmissen und die Wohnung gekündigt hatten, war uns noch ganz mulmig gewesen. Wir hatten gerade mal zehn Taschen, in denen unsere Sachen für unterwegs waren. Als wir dann tatsächlich gestartet sind, haben wir uns unglaublich frei gefühlt.

Alex: Wo wart ihr denn überall?

Dirk: Los ging’s in Polen, dann Litauen, Lettland, Estland, Russland, Mongolei, China, Vietnam, Kambodscha, Thailand, Malaysia, Singapur. Ungefähr ein Drittel der Strecke mit dem Rad, den Rest mit dem Zug. 18.000 Kilometer insgesamt. Mal Hotel, mal Hostel und wir haben zum ersten Mal couchgesurft.

Alex: Wie habt ihr euch auf diese Reise vorbereitet?

Steffi: Wir haben nur grob geplant. Das Weltreiseforum war eine gute Quelle. Wir wollten in Osteuropa starten, dann nach Russland und Südostasien, vielleicht nach Südamerika. Wir wussten noch nicht mal, ob wir nicht vielleicht irgendwo hängenbleiben und nicht mehr zurückkommen nach Deutschland.

Alex: Bestes Erlebnis?

Steffi: Ich fand die Mongolei super. Wir konnten stundenlang durch die Gegend fahren, haben niemanden getroffen. Unglaubliche Weiten, ein paar Pferde gab es hier und da, sonst nur Landschaft und Felsen, nicht mal richtige Straßen waren da. Es war alles so schlicht, die Menschen waren supernett. Sie waren arm, aber unglaublich herzlich.

Dirk: Vietnam war auch genial. Fernab von den Touri-Spots, in den Dörfern, fühlten wir uns direkt dazugehörig.

Alex: Habt ihr unterwegs auch negative Erfahrungen gemacht?

Dirk: Naja, andere Länder … In Asien ist echt alles anders als hier. In Peking zum Beispiel dient das Essen im Restaurant nur dem Selbstzweck, die Menschen dort stehen sofort nach dem Essen auf und sind weg. Keine vierzig Kilometer von Peking entfernt kannte niemand das Wort „Hotel“. Selbst IM Hotel hatten wir teilweise Schwierigkeiten einzuchecken, die an der Rezeption haben „Doubleroom“ nicht verstanden – oder wollten es nicht. An einem Tag sind wir 180 Kilometer gereist, weil wir kein Hotel gefunden haben. Keine Bleibe zu haben, zerrt unheimlich an den Nerven. Und in Vietnam fühlten wir uns abgezockt. Die wollten umgerechnet einen Euro von uns für eine Banane – der übliche Preis ist dort vielleicht fünf Cent. In China konnten wir natürlich nichts lesen. Wir merkten uns nur noch die Schriftzeichen: „Heute müssen wir zu Friedhof-Rohrzange!“

Steffi: Ich bin Vegetarierin und das war in China für mich auch nicht einfach, wenn die mir eine Riesenpfanne mit ekligen Hühner-Innereien aufgetischt haben.

Alex: Was hat euch die Reise eigentlich gekostet?

Dirk: Mit 1.000 Euro im Monat kamen wir sehr gut hin. Manche Hotels haben gerade mal zwei Euro die Nacht gekostet.

Alex: Kann man nach so einer Reise überhaupt noch ein normales Leben führen oder will man nur noch weiterreisen?

Dirk: Ich muss sagen, am Ende waren wir richtig reisemüde. Sind auch zum Schluss nicht mehr couchgesurft, sondern nur noch in Hotels, weil wir keine Lust mehr hatten jeden Abend unsere Geschichte zu erzählen.

Steffi: Als wir in Mainz waren, waren wir froh, alle Freunde wiederzusehen. Zu wissen, wo man schläft. Ohne Ameisen im Bett. Zu sehen, wie gut es uns hier geht. Wir haben uns gewundert, dass sich hier so viele wegen Kleinigkeiten aufregen. Als wir dann bald beide einen neuen Job hatten, kamen wir uns unglaublich eingesperrt vor. Acht Stunden in einem Gebäude zu sitzen und zu arbeiten, daran mussten wir uns erst einmal wieder gewöhnen.

test

Das sind Dirk und Steffi in St. Petersburg vor dem Eremitage, einem der größten Kunstmuseen der Welt. Weitere Reisebilder seht ihr hier.

Ihre Reiseerlebnisse haben die beiden gebloggt.

0 Kommentare zu Ab nach "Friedhof-Rohrzange": Tipps für eine Weltreise!

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