Eine Hotel-Putzfrau erzählt: so benehmen sich Gäste im Luxushotel
Beitrag vom 29. Januar 2014 | Von Alexander Stein
Das traurige Fazit von Ina Mersch aus Wiesbaden, die während ihres Studiums für ein halbes Jahr Zimmermädchen in einem Luxushotel war. OK, sie war jung und brauchte das Geld. Aber so eine Drecksarbeit? Der schlechte Ruf dieses Jobs? Die schlechte Bezahlung? Eigentlich wie Dschungelcamp, nur waren Inas „Prüfungen“ als Zimmermädchen härter, wie sie mir im Interview erzählt hat:
Alex: Ina, zu Zimmermädchen fällt mir ein: schlechter Ruf, man muss den Dreck von anderen Leuten wegmachen, die grüßen einen noch nicht mal auf dem Flur und man wird auch noch schlecht bezahlt. Warum hast du dir das angetan?
Ina Mersch (leider wollte sie nicht mit Foto hier erscheinen): Eigentlich habe ich mich als Tellerwäscherin beworben. Dachte mir, vom Tellerwäscher zum Millionär. Oder so ähnlich. Außerdem: so ein teures Hotel, das hat schon jede Menge Glamourfaktor, das riecht nach einem Stück weiter Welt. Aber der Job in der Küche war zu hart für mich, da arbeiteten nur starke Männer. Dann sollte ich den „Betthupferl-Dienst“ machen, also abends nochmal durch alle Zimmer gehen, Vorhänge zurückziehen, Betten aufdecken, Handtücher wechseln. Das war mir zu langweilig, also wollte ich den Zimmermädchen-Job mal ausprobieren, mal sehen, was für ein Leben das ist.
Alex: Und?
Ina Mersch: Nicht schön. Eine eklige Arbeit. Auf dem Flug haben mich die meisten Gäste komplett ignoriert. Kein Wunder, ich sah aus wie ne Vogelscheuche. Mit nem langen schwarzen Rock und einer Uniform drüber.
Alex: Was war eklig an der Arbeit?
Ina Mersch: Auf jeden Fall Bad putzen. Ich hatte manchmal den Eindruck, die Leute machen extra neben die Toilette. Weil es ihnen egal ist. Weil ihnen das Zimmermädchen egal ist. Es ist den Leuten nicht wichtig, ob sie sich gut benehmen. Und je teurer das Hotel, desto schlimmer sind die Gäste. Viele haben sich benommen wie Schweine.
Alex: Was war das Schlimmste, was du erlebt hast?
Ina Mersch: Ich kam einmal ins Zimmer, da waren noch zwei Männer drin und haben mich die ganze Zeit mit lüsternen Blicken beobachtet. Das fand ich ganz schlimm.
Alex: Kommt man da nicht in Versuchung, beim nächsten Mal irgendwelchen Blödsinn mit den Gegenständen der Gäste zu machen?
Ina Mersch: Nein, da hätte ich viel zu viel Angst gehabt. Außerdem hatte ich fünf Zimmer am Vormittag zu machen, das klingt jetzt vielleicht wenig, aber damit hatte ich so viel zu tun, da wäre für so was gar keine Zeit gewesen.
Alex: Hast du denn viel Trinkgeld bekommen?
Ina Mersch: Viele haben nix gegeben, manchmal lag’s nicht auf dem Kissen, sondern irgendwo anders. Da war ich gar nicht sicher, ob das überhaupt für mich ist oder ob mich die Hausdame nur kontrollieren will, ob ich Geld klaue. Das Trinkgeld durfte ich auch nicht behalten, das musste ich komplett abgeben, da hatten wir eine Gemeinschaftskasse.
Alex: Heute bist du auf der anderen Seite – hin und wieder als Gast im Hotel unterwegs – wie viel Trinkgeld legst du aufs Kissen?
Ina Mersch: 5 Euro. Und bin froh, dass ich den Job nicht mehr machen muss.
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